26.01.
Meine Lieben,
ich sitze gerade in der Camp-Kitchen des Lake Tekapo, es ist fast Mitternacht, aber es ist - im Vergleich zum Auto, in dem ich gestern abend gesessen bin - hell und man wird nicht um 23h00 hinausgeworfen (wie aus der Küche auf dem campground in Queenstown)! Das ist schon ein Fortschritt.
Der Lake Tekapo ist ziemlich in der Mitte der Südinsel:
Lake Tekapo
Der zugehörige Ort Lake Tekapo zählt rd. 300 EW. Und ein Spa gibt es auch, das haben wir heute ausprobiert und sind rd. 2 Stunden im warmen Wasser gehockt und haben über die Zukunft philosophiert.
Alpine Spa Lake Tekapo
An der Rezeption des Spas sitzt eine junge Frau. Ich halte sie für eine Lady aus Neuseeland. Plötzlich fragt sie uns auf Deutsch, ob wir aus Bayern sind (Bayern ist ja fast Österreich!)
. Sie ist seit September 2010 in Neuseeland und arbeitet jetzt noch 2 Wochen im Spa, dann fährt sie weiter; wie lange sie hier bleibt, weiss sie noch nicht. Ich schätze sie auf Anfang 20; in dem Alter habe ich nicht einmal zu denken gewagt, einmal woanders zu leben. Ich habe wahrscheinlich gerade gewusst, dass Neuseeland neben Australien ist.
Diese Begegnungen sind es, die für mich eines der schönsten Dinge am Reisen sind: Andere Reisende treffen, kurz zu plaudern, kurz Erfahrungen auszutauschen und jeder geht seine Wege weiter, ein richtiger Shortie also.
In der Camp Kitchen am Hot Water Beach hat mich beim Abwaschen ein junges Mädchen (so um die 15 aufwärts) angesprochen und mich gefragt, woher ich bin. Sie findet meinen Akuzent so cool (das Kompliment habe ich auch noch nie gekriegt!): Sie ist Südafrikanerin, die seit 6 Jahren mit ihren Eltern und der Schwester in Neuseeland lebt.Den Eltern ist es in Südafrika zu gefährlich geworden. Die (ältere) Schwester ist mit einem Südafrikaner verlobt und wird wieder zurückgehen.
Beim Abstieg vom Taranaki an der Westküste der Nordinsel kommen wir mit einem deutschen Studenten ins Gespräch: Er studiert irgendwas mit Bau, ist aus München und war jetzt rd 1 Jahr an einer Uni in Neuseeland. Die Freundin konnte er nicht überzeugen, auch hier zu studieren. EIn Semester kostet in NZ ca. 5000,- EUR, davon zahlt ein Teil der Staat, einen Teil die Studenten selbst. Zur Finanzierung dieses Anteils stellt der Staat den Studenten ein zinsenloses Darlehen zur Verfügung. Studierende Aus dem Ausland müssen für den gesamten Betrag aufkommen, der Student aus Deutschland hatte aber so was wie ein Stipendium.
Als wir so dahingetrabt udn geplaudert haben, kommt uns ein Paar entgegen und fragt uns, ob wir ihnen ein Feuerzeug oder Zünder schenken könnten, sie wollen ebenfalls auf den Berg, campieren aber, und haben das Feuerzeug vergessen. Und ohne Feuerzeug kein Entfachen des Gaskochers, und damit kein warmes Essen. Es stellt sich heraus, dass die beiden aus Russland sind. Er war der Navigator des bzw. eines russischen Teams, das an der legendären Regatta von Sydney nach Hobart teilgenommen hat. Dieses Rennn findet fedes Jahr am Stephanitag statt.
Race Sydney Hobart
In Sikkim (Indien) lernen wir DC (mir fällt der eigentliche Name jetzt nicht ein) kennen: Er ist unser Guide für die Tour auf den Goche-La-Pass: Er ist ca 25, kommt aus einer Bauernfamilie mit vielen Kindern und hatte die Chance zu studieren, da der Staat Sikkim die Uni zahlt. Er hat bereits einen Bachelor in Wirtschaft, und macht jetzt neben seiner Tätigkeit als Tourgide einen zweiten in Tourismus. Die Familie erwartet, dass er bald heiratet und Kinder kriegt. Unser Koch auf der Tour ist 17 und hat vor kurzem geheiratet. Das Paar lebt mit dem verwitweten Vater und der Schwester in einem ganz kleinen Haus (ohne Wasser, nur Licht in Form von ein paar von der Decke baumelnden Glühbirnen); dort waren wir gemeinsam mit DC zum Abendessen eingeladen. Zum Schluss haben wir als Geschenk weisse Schals umgehängt bekommen. Das war einer der ergreifensten Momente der ganzen Reise.
Unser Fahrer auf der Tour Agra - Taj Mahal - Fatimpur Sikri ist zwischen 40 und 50, lebt in Dehli - ebenfalls in einem sehr kleinen Haus (wenn ich es richtig verstanden habe, 2 Räume für 4 Leute), kommt irgendwo aus der Provinz, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für das Fuhrunternehmen arbeitet er schon seit Jahren; wenn es einen Tour zu fahren gibt, wird er kurz davor verständigt. Es ist keine Fixanstellung, sondern "Arbeit auf Zuruf". Bezahlten Krankenstand, Urlaub oder Pension gibt es nicht. Zum Zeitpunkt unserer Tour ist es Diwali, das ist für die Hindus das Megafest, so wie Ostern und Weihnachten zusammen. Am Tag des "Hauptfestes" (was für uns der heilige Abend ist) landen wir ihn zum Essen ein und habe den Eindruck, dass er sich riesig freut. Er arbeit so viel wie möglich, damit er die Schule seiner Kinder finanzieren kann. Urlaub kennt er nicht.
Ich bin verdammt privilegiert.
LG
CICI